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Kalender

Veranstaltungen und Fahrradtouren in und um Braunschweig

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Veranstaltungsdetails


Friedensradtour in Lehre

Datum und Uhrzeit
09.04.2022 (09:00 Uhr)
Ende
09.04.2022 (11:00 Uhr)
Kosten:
keine
Abfahrtsort / Treffpunkt:
Parkplatz evang. Kirche Lehre (Mühlenwinkel 1)
Länge der Tour:
8,5
Coveranstalter:
Gemeinde Lehre
Anmeldung:
nicht erforderlich

Veranstalterlogo
Veranstalter:
Ortsrat Lehre

Erinnerung an das Kriegsende in Lehre ? Friedensradtour und Pflanzung einer Friedenseiche Am 11. April jährt sich zum 77. Mal die Befreiung Lehres durch die US-Armee. ?Schon vor zwei Jahren zum 75. Jahrestag sollte auf halbem Weg zwischen Groß Brunsrode und Lehre eine Friedenseiche pflanzen gepflanzt werden?, so Heinrich Köther, Lehres Ortsbürgermeister. Gemeinsam mit Gemeindebürgermeister Andreas Busch wird er daher nun am 9. April 2022 um 11 Uhr zur Mahnung an die Schrecken des Krieges und zur Erinnerung an die Opfer eine junge Eiche pflanzen. ?Es ist gerade jetzt so wichtig, an die Gräuel von Krieg und Vertreibung zu erinnern?, so Busch. Um 9 Uhr startet an diesem Tag auf dem Parkplatz vor der Kirche in Lehre eine Friedensradfahrt. Organisiert wurde sie vom Ratsmitglied Dr. Ommo Ommen, auch ihm ist aktives Erinnern sehr wichtig: ?Mit den Ereignissen in der Ukraine gewinnt der Befreiungstermin ungewollt an Bedeutung und Aufmerksamkeit.? Die Tour über rund 8,5 Kilometer ist auf 2 Stunden angesetzt und soll an historisch wichtigen Punkten und Erinnerungsorten in der Gemeinde Lehre vorbeiführen und am Pflanzort der Friedenseiche enden.
Für die Pflanzaktion und die Radtour sind Anmeldungen nicht notwendig. ?Ich hoffe auf eine gute Beteiligung und danke Uwe Otte und Ommo Ommen für die Unterstützung dieser wertvoller Erinnerungsarbeit?, so Heinrich Köther.

Hintergrundinformationen: ?Die schießen sonst ganz Lehre zusammen!? - US-Truppen befreien am 11. April vor 77 Jahren Lehre und am Tag danach die Muna Lehre. Truppen des 8. US-Infanterieregiments befreiten am 11. April vor 77 Jahren Lehre von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Sie rückten erst am nächsten Tag in die Muna ein, die im Zweiten Weltkrieg in die NS-Rüstungsproduktion eingebunden war. Auch in Lehre wurden sowjetische Kriegsgefangene zu Tode geschunden. In Lehre herrschte am 11. April 1945 ein aufgeregtes Treiben, berichteten Zeitzeugen, die Uwe Otte befragt hat. Der ehemalige Ratsherr befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit der örtlichen NS-Geschichte. An diesem 11. April wurde von Otto Lüer um 7 Uhr mit den Kirchenglocken Panzeralarm ausgelöst. Ein Schuhlager in der Schule wurde geplündert. Zu Plünderungen kam es auch in der Muna, dorthin hatten Firmen ihre Waren ausgelagert. Die Nazi-Führer waren nicht mehr zu sehen. Aus vielen Fenstern hingen weiße Bettlaken. Die amerikanischen Truppen näherten sich am Wald von Brunsrode her. Sie gaben einige Warnschüsse aus einer Kanone und drei Feuerstöße aus einem Maschinengewehr ab und marschierten gegen Abend in Lehre ein. Den Ort, in dem die NSDAP bereits 1928 die stärkste Partei gewesen war, übergaben zwischen 17 und 18 Uhr zwei mutige Männer mit einer weißen Fahne: der schwer kriegsverletzte Hermann Bumcke und der Landwirt Wilhelm Koch. Nach den Warnschüssen hatte Hermann Bumcke die Initiative ergriffen und war zu seinem Nachbarn Wilhelm Koch gegangen: ?Wilhelm, wir müssen da hin, sonst schießen die ganz Lehre zusammen!? Der US-Hauptmann, auf den sie trafen, erkundigte sich nach Bumckes Kriegsverletzung und wollte erfahren, warum der Bürgermeister nicht zur Übergabe erschienen sei. Auch einige französische Kriegsgefangene gingen den US-Soldaten mit der Trikolore entgegen. Charles Lemaire hatte die Fahne am Morgen des 11. April aus Stoffresten gefertigt. ?Ich war sehr stolz auf mein Werk?, schrieb er später an Otte. Die französischen Männer trafen am frühen Abend am Ortseingang auf das amerikanische Vorauskommando. Erst am nächsten Tag, am 12. April 1945, erreichten zwei amerikanische Panzer das Muna-Gelände im Kampstüh. Sie richteten ihre Kanonen auf die Muna-Einfahrt und besetzten die Rüstungsfabrik kampflos. Alle Bewohner mussten vor dem Wachgebäude antreten und die Anordnungen der Amerikaner entgegennehmen. In einem der Wohnhäuser richteten sie anschließend ihr Hauptquartier ein. Damit hat Lehre zwei Daten, die den Tag der Befreiung markieren: den 11. April 1945 und den 12. April 1945. Der Rat der Gemeinde Lehre hatte im Herbst 1935 per Beschluss den Kampstüh mit der Muna eingemeindet. Das Gedenken an den 11. April hat in Lehre bereits Tradition. Seit den 1990er Jahren fanden Treffen auf dem Friedhof an der Zwangsarbeiter-Grabstelle statt. Radtouren führten zu den Stätten, die an die NS-Zeit erinnern. 1985 und 1995 fanden besondere Gedenkandachten in der evangelischen Kirche statt. 1995 berichteten Zeitzeugen sehr ausführlich, wie sie die Befreiung Lehres erlebten. Und auch in der jüngeren Vergangenheit erfolgten wichtige Schritte gegen das Vergessen: Seit 2015 werden die Muna-Rundgänge angeboten und seit Sommer 2016 erinnert eine Informationstafel an der Muna-Einfahrt an die Geschehnisse im Kampstüh während der NS-Zeit. 2018 und 2020 beschäftigte sich eine Ausstellung im Rathaus Lehre mit den Leiden der sowjetischen Kriegsgefangenen in der Muna Lehre. Und vor zwei Jahren wehte zum 75. Jahrestag dieses bedeutenden Datums die US-Flagge vor dem Verwaltungsgebäude. In diesem Jahr wird am 9. April eine Fahrradtour stattfinden und im Anschluss daran die bereits vor zwei Jahren geplante Baumpflanzung.


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